Africa 360°-Blog: Unterwegs | Flugtag I: Béziers – Murcia Teil II

Der zweite "erste" Flugtag (zu den Anfängen der Latécoère) - Teil 2

Der zweite "erste" Flugtag (zu den Anfängen der Latécoère) - Teil 3

„Europa und Afrika rüsteten, fast zur gleichen Minute…]. Hier wie dort waren die letzten Stürme dieses unruhigen Tages im Ablaufen begriffen. In Granada beruhigte sich alles wieder, in Malaga war der Sturm in Landregen übergegangen.“ Aus "Südkurier", von Saint Exupéry

 

Auf dem Weg nach Murica Teil III...

Tiefstehende Sonne, ansteigendes Gebirge und maximal 500 ft über Grund ohne Funkkontakt - perfekt, für einen rouinierten Tag....

Nachdem wir knapp drei Stunden, teilweise bis zu 50 km auf dem offenen Meer und ohne Funkkontakt nach Sichtflugregeln die spanische Mittelmeerküste entlanggeflogen waren, wurde es Zeit, den Anflug auf Murcia (LEMI) vorzubereiten.

Die Sichtanflugkarte Murcias enthält verschiedene Einflugpunkte, über die der Einflug in den kontrollierten Luftraum vorzunehmen ist. Das Problem ist: um zu diesen zu gelangen müssen zunächst andere freigabepflichtige Lufträume durchflogen werden - ohne Funkkontakt, aufgrund der schlechten Funkabdeckung in Spanien (und weil man manchmal seitens ATC einfach keine Lust hat, VFR Verkehr zu betreuen), kann man den Durchflug durch diese freigabepflichtigen Lufträume jedoch nicht erbitten. Und so bleibt einem nur, im unkontrollierten Luftraum zu fliegen - und das heißt: gefährliche Flugmanöver in den Spanischen Bergen, nur 150 Meter über Grund  - wer das Terrain um Murcia kennt, der weiß, dass aus 150 Metern Flughöhe bei einem Motorausfall kein geeignetes Notlandefeld erreicht werden kann - eine unattraktive Kollision mit Spanischem Granit wäre unausweichlich. Denn Murcia ist nach Norden hin umschlossen von Bergen, die schnell über 1000 Meter erreichen. Vom Meer aus kommend bedeutet das, dass man von 0 Meter über Null innerhalb weniger Meilen gegen das ansteigende Gebirge über 1000 Meter Höhe gewinnen muss. Abends steht die Sonne hinter den Berggipfeln, lassen diese nur schwer erkennen und da man aufgrund der "maximal 150 Meter über Grund Regel" niedrig über die Bergkuppen fliegen muss, ist das alles ingesamt ein wirklich gefährliches Unterfangen. Zu allem Überfluss befindet sich direkt an der Küste eine über 300 Meter hohe Antenne, die in dunstigem Wetter ebenfalls schlecht auszumachen ist.

Da dieses Szenario insgesamt etwas zu viele "Unbekannte" für uns bereithielt, versuchten wir im zwei Minuten Takt Sprechfunk zur spanischen Flugkontrolle auszubauen - nach wie vor erfolglos.
Inzwischen hatten wir die Küste übeflogen und versuchten nach bestem Wissen und Gewissen die maximale, niedrige, Flughöhe nicht zu überschreiten. Beängstigend niedrig überflogen wir das ansteigende Gelände. Nur mit allergrößter Mühe konnten wir gegen die Sonne die kräftigen Bergkrater ausmachen - und endlich, es gelang uns Funkkontakt zum Tower von Murcia herzustellen und unseren Einflug in den kontrollierten Luftraum von Murcia zu erbitten. Murcia Tower teilte uns mit, wir sollten zunächst San Javier Anflug rufen..., was wir schon versucht hatten, ohne, dass uns jemand antwortete. Das teilten wir auch Murcia-Tower mit und baten, auf der Tower Frequenz bleiben und steigen zu dürfen, um zumindest etwas Sicherheitshöhe zu erlangen. Man bestand darauf, dass wir zunächst San Javier Anflug rufen müssten. Also wieder zurück auf die Anflugfrequenz - und tatsächlich, nun meldete sich jemand - nahm unsere Meldung entegegen und teilte uns mit, dass wir nun Murcia Tower rufen sollten... wir hatten kein Interesse, die Sinnhaftigkeit nach diesem unnützen Frequenz-Ping-Pong zu hinterfragen.

Endlich auf der Tower-Frequenz von Murcia Tower angelangt, erwarteten wir nun regen Funkverkehr, schließlich hat Murcia International Airport die Auflage, nur mit Slot landen zu dürfen - welchen wir zuvor ja mehr als mühselig organisiert hatten.

Im Funk dann gähnende Stille. Außer uns, kein einziges Flugzeug im Anflug oder Abflug. Nun war es schon relativ spät, und wahrscheinlich waren die dutzende Flieger längst gelandet und standen an den zahlreichen Gates, bereit, am nächsten morgen in die Welt hinaus zu fliegen...

Seht selbst, welch überfülltes Vorfeld sich uns nach der Landung bot:

Landung in Murcia International - wegen des "überfüllten" Vorfelds mussten wir vorher relativ aufwendig einen Slot beantragen...

So chaotisch der Flug, aufgrund mangelnder Sprechfunkverbindung zur spanischen ATC und den absolut gefährlichen spanischen Luftverkehrsregeln, nach Murcia auch war, nach der Landung am Boden dann spanische Herzlichkeit, soweit das Auge reicht. Swissport, unser Handlingagent, holte uns am Flugzeug mit einem Merzedes Benz Bulli ab und klärte ohne Umschweife die Betankung mit Avgas. 10 Minuten später rollte der Tankwagen von BP an unser Flugzeug, modernste Technik und die sofortige Akzeptanz des BP Carnets sorgten für einen zügigen und Stressfreien Tankvorgang.

Nachdem das Gepäck in den Bulli verladen wurde, ging es 50 Meter mit diesem zum kleinen, aber modernen Terminal der Allgemeinen Luftfahrt (GAT). Eine kurze Kontrolle und schwupps standen wir auf der "anderen Seite".
Wenn man das GAT nach links verlässt und Richtung Hauptterminal geht, erreicht man auf der linken Seite den Taxistand. Zu einem Festpreis von 29 € gelangt man nach Murcia. Für einen Overnight-Stop ist Murcia bestens geeignet, denn günstige Hotels und gute Möglichkeiten, abends Tapas zu speisen, lassen den Flugtag versöhnlich ausklingen.

An einem Tag sind wir also von Deutschland bis nach Südspanien geflogen, immer der Küste entlang, die auch St. Ex in den 1930er Jahren flog. Die zerklüftete Landschaft, schlechte Sichten und mangelnder Funkkontakt zur spanischen ATC ließen uns erahnen, welchen Herausorderungen sich St. Ex auf seinen Postflügen (bei Nacht!!) stellen musste.

Wir beschlossen den Abend bei einer kalten Orangina und einer Waffel Eis - und freuten uns auf den folgenden Flug, der uns endlich nach Afrika führen sollte...

Wir waren die Hauptattraktion an diesem Abend am Flughafen "Murcia International"

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